Freitag, 23. September 2022

Armutsbericht für die Landeshauptstadt Potsdam vorgestellt

Symbolfoto: Ferdinand Herndler/Pixabay

Die Stadtverwaltung hat kürzlich den ersten Armutsbericht für die Landeshauptstadt Potsdam veröffentlicht. Das Fazit der Untersuchungen: Die Armutsgefährdungsquote in Höhe von 15 Prozent liegt zwar etwas über dem landesweiten Durchschnitt von 14,5 Prozent, im Bundesdurchschnitt liegt laut aktuellem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverband die Armutsgefährdungsquote mit 16,6 Prozent jedoch um einiges höher, sagte Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier bei der Vorstellung des Papiers. Als armutsgefährdet gilt demnach, wer ein monatliches Nettoeinkommen unter 1.120 Euro hat.

Lediglich im SGB II hat Potsdam höhere Werte als Land und Bund. Die Überschuldungsquote hingegen war in Potsdam niedriger als im landesweiten und bundesweiten Durchschnitt. In Bezug auf die Kaufkraft, welche fortlaufend über dem Landes-, aber unter dem Bundesniveau lag, zeigt sich, dass es hier immer noch einen Aufholbedarf insbesondere mit Blick auf die alten Bundesländer zu geben scheint.

Der Bericht macht jedoch auch deutlich, dass die Armutssituation in Potsdam einerseits räumlich ungleich verteilt ist: Insbesondere der Sozialraum „VI Schlaatz, Waldstadt I und II, Potsdam Süd“ hat in Bezug auf viele im Bericht dargestellte Indikatoren des Leistungsbezugs die höchsten Quoten. Zudem ist Armut in der Potsdamer Bevölkerung ungleich verteilt: Der Bericht macht deutlich, dass vor allem Alleinerziehende, Menschen ohne Arbeit, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung ein erhöhtes Armutsrisiko haben.

Im sogenannten Sozialraum V, der die Stadtteile Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld umfasst, sind laut des Armutsberichts 16 Prozent der Menschen armutsgefährdet. Das ist ein Prozentpunkt mehr als im gesamten Stadtgebiet. In den drei Stadtteilen sind 66 von 1.000 Einwohnern im erwerbsfähigen Alter arbeitslos, elf Prozent beziehen Hartz IV, rund ein Prozent Grundsicherung aufgrund von Erwerbsminderung sowie drei Prozent Grundsicherung im Alter. Das Medianeinkommen im Bereich Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld liegt mit 1.648 Euro pro Kopf im unteren Bereich der sechs Sozialräume. 16 Prozent der Menschen im Sozialraum V müssen mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufwenden. Etwa jede*r fünfte Einwohner*in in den drei Stadtteilen erhält Wohngeld.

In dem Bericht wurden zudem so genannte Handlungsfelder (Kinderarmut, Altersarmut, Wohnen, Gesundheit, Arbeit und Beschäftigung, Armutsbekämpfung und Sensibilisierung, Soziale Teilhabe sowie Bildung) identifiziert, in denen kommunales Handeln notwendig wird. Nun soll dafür ein Maßnahmenplan erarbeitet werden inklusive der Kosten, die auf die Stadt damit zukommen.

„Das Hauptaugenmerk sollte insbesondere auf der Bekämpfung von Kinder- und Altersarmut liegen“, so Beigeordnete Brigitte Meier. Aufgrund der aktuell stark steigenden Lebenshaltungskosten sei davon auszugehen, dass das Armutsrisiko weiter steigen wird. Die kommunalen Auswirkungen der Inflationskrise zu bekämpfen, werde daher eine der wichtigsten sozialpolitischen Aufgaben der nächsten Zeit sein.