Montag, 19. September 2016

Wochenbericht aus Sansibar: Die Wasserversorgung in Kikwajuni

Suala la maji katika eneo la Kikwajuni

Wasserversorgung in den 1960er Jahren in Kikwajuni hieß: Wasserhahn auf, Wasser kommt. Wasserversorgung im Jahr 2016 in Kikwajuni heißt: Der Wasserhahn braucht nicht bemüht werden, da kommt in der Regel kein Wasser heraus, stattdessen werden externe Quellen angezapft. Das ist, zugegebenermaßen, eine sehr verkürzte Beschreibung, deswegen wollen wir es mal etwas genauer beschreiben: Fangen wir mit den Stimmen der Bevölkerung und der Experten an.

Beit-al-Ajaib (Haus der Wunder),
eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten
Unsere befragten Personen haben nahezu alle darüber geklagt, dass die aktuelle Situation der Wasserversorgung nicht zufriedenstellend ist. Etwa die Hälfte der Befragten bewertete die Verbesserung der Situation als wichtige zukünftige Maßnahme. Einige der Älteren konnten uns noch sehr genau beschreiben, wie in den Anfangsjahren fließendes (Trink-)Wasser aus dem Wasserhahn gewährleistet war. Das ist heutzutage nicht mehr so.

Die Bewohner klagen, dass teilweise seit Monaten das Wasser sehr unregelmäßig aus dem Hahn in ihren Wohnungen kommt. Das liegt einerseits an der rasant gestiegenen Bevölkerung und einem daraus resultierenden höheren Bedarf an Wasser. Denn nun gibt es mehr Menschen, die zwischen der Quelle und Kikwajuni bereits Wasser abpumpen, sodass einfach nicht genügend dort ankommt. Andererseits liegt es daran, dass das Wasserversorgungssystem im Falle Kikwajunis seit der Konstruktion nicht mehr erneuert wurde. Die alten Rohre und Leitungen sind an vielen Stellen beschädigt, sie lecken und der Wasserdruck reicht oft nicht aus.

Wassertanks auf einem Eingangsvordach
In dieser Lage greifen die Menschen auf unterschiedliche Alternativen zurück und nehmen ihre Wasserversorgung selbst in die Hand - dabei beziehen so gut wie alle ihr Wasser von außerhalb. Viele Haushalte behelfen sich mit 20-Liter Kanistern, in denen ihnen das Wasser gegen Entgelt zugeliefert wird bzw. sie die Kanister selbst befüllen – mehrmals pro Woche. Die Kosten und Mühen dafür sind den Bewohnern zufolge aber sehr hoch, weshalb diese Lösung nicht als dauerhaft angesehen wird.

Auf der Suche nach einer beständigeren Lösung haben viele Bewohner sich Wassertanks (2.000 bis 5.000 Liter) angeschafft, die in regelmäßigen Abständen durch Wasser-Lkws wieder gefüllt werden. Das hat natürlich seinen Preis. Problematisch ist dabei außerdem, dass die Wassertanks zum Teil auf dem Balkon, den Dächern oder Vorsprüngen platziert sind. Dadurch ergeben sich offensichtliche und den Bewohnern durchaus bewusste statische Probleme. Die Gebäude sind laut Aussage verschiedener Befragter statisch aller Voraussicht nach nicht darauf ausgelegt, solche Gewichte zu tragen.

Die dritte, eher seltenere Methode besteht darin, das Wasser aus selbst gebohrten Brunnen in der näheren Umgebung zu beziehen. Es ist die wahrscheinlich kostengünstigste Variante, hat aber auch seine Schattenseiten. Durch die Nähe zum Ozean sowie womöglich durch die Folgen des Klimawandels wird eine zunehmende Versalzung der Brunnen beobachtet, und der Konsum dieses Wassers erübrigt sich.

Eine Methode der Wasserbereitstellung
Die Erkenntnisse aus den Gesprächen und die Meinungen aller befragten Personen zeigen, dass Maßnahmen im Bereich der Wasserversorgung dringend notwendig sind. Unsere Erkenntnis ist aber auch, dass die Situation für uns viel zu komplex ist, um sich damit in drei Monaten auseinanderzusetzen. Dieses Problemfeld ist etwas für die ZAWA (Zanzibar Water Authority), welche sich als staatliche Behörde mit dem Schutz, der Kontrolle und der Wasserversorgung auf Zanzibar auseinandersetzt. Im kommenden Jahr wird die ZAWA ein Projekt abschließen, in dessen Rahmen die alten Wasserleitungen im Stadtbereich Zanzibar-Towns erneuert und dadurch die Wasserversorgung wieder sichergestellt werden soll.

Es grüßen aus Kikwajuni
Linda & Michael