Montag, 11. Dezember 2017

Sido in Drewitz: Schön, interessant und lustig

Szene aus dem Mittwochsfilm im Ersten: Im Hintergrund ist die
Drewitzer Eduard-von-Winterstein-Straße zu sehen.
Am vergangenen Mittwoch lief im Ersten ein unterhaltsamer Film, in dem man Sido durch Drewitz rennen sieht. Rapper Sido (mit bürgerlichem Namen Paul Würdig) spielt in "Eine Braut kommt selten allein" den gescheiterten DJ und Clubbesitzer Johnny aus Hellersdorf, den es auch für Momente nach Drewitz führt.

Sido und seine Filmtochter aus Richtung Sternstraße kommend.
Und so geht die Geschichte des Films: Eines Tages sitzt Sophia, eine Romni, in roten Hochzeitskleid und abgelatschten Turnschuhen vor seiner Hellersdorfer Wohnung. Sie spricht nicht seine Sprache, ist ihm eigentlich zu jung, entstammt einer vollkommen anderen Welt - und doch werden die beiden dann recht schnell ein Paar. Als Sophia, die behauptet aus Serbien zu kommen, todtraurig vor Heimweh wird, ist Sido-Johnny bereit, ihre Eltern einzuladen. Damit gerät sein ohnehin kompliziertes Leben völlig aus den Fugen: Nicht nur Mama und Papa kommen, sondern auch Geschwister, Onkel, Tanten, Nichten, Neffen, Cousins, Cousinen… 

Von einem Moment zum anderen hat der eher antriebsarme Johnny in seiner kleinen Plattenbauwohnung eine Großfamilie zu Gast, die ihn ständig auf neue Weise fordert: Dass er ihnen hilft, in Deutschland Fuß zu fassen, dass er sie vor der Abschiebung bewahrt, dass er ihr Beschützer wird. Und obwohl er sich immer wieder sträubt, läuft Johnny, der schon fast Depressive, zu neuer Form auf. 

Sido läuft mit seiner Filmtochter durch Drewitz: Links erkennt
man den Pilotblock der ProPotsdam mit seinen markanten
orangefarbenen Balkonen. Quelle/Screenshots: ARD
Und welche Rolle spielt Drewitz? In Drewitz wohnt Katja, die Ex von Johnny, gespielt von Petra Schmidt-Schaller. Sie ist von Hellersdorf in ein besseres Leben gezogen, das sich im Film vor den Fassaden von Drewitz abspielt. Bei ihr lebt die gemeinsame Tochter, die Johnny immer mal abholt oder zur Mutter bringt. Das sind die Momente, die in Drewitz gedreht wurden. 

Der Film ist ein Märchen. Der rbb, der den Film produzierte, schreibt, in ihm würden "auf humorvolle Weise Dichtung und Wahrheit, Übertreibung und Auslegung" verschmelzen. "Unverstellt, wertfrei und ohne Scheu vor unangenehmen Wahrheiten" sei die Geschichte erzählt. Der Tagesspiegel schreibt anerkennend: Es sei nicht die erste Schauspiel-Arbeit von Sido; wahrscheinlich aber seine bisher beste. Und wie finden es die Zuschauer? "Schön, interessant und lustig. Leichte Kost mit ernstem Hintergrund", schreibt einer, dem es gefiel, auf der ARD-Seite.

Für alle, die jetzt neugierig geworden sind: Der Film ist in der Mediathek der ARD abrufbar.