Montag, 5. April 2010

Drewitz - Ein Kurzportrait

Lage

Das Wohngebiet Drewitz, im Potsdamer Südosten gelegen, repräsentiert als eine von sieben Großwohnsiedlungen der Landeshauptstadt den Städtebau der DDR in den späten 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Es stellt mit seiner peripheren Randlage an der BAB A 115 den Endpunkt der Siedlungsflächenentwicklung der Stadt in südöstlicher Richtung vor 1990 dar.
Der Potsdamer Südosten wird städtebaulich, sozialräumlich und hinsichtlich seiner Außenwirkung als heterogener Stadtbereich wahrgenommen. Im Wesentlichen prägen drei jeweils weitgehend einheitlich strukturierte Wohngebiete mit unterschiedlichen Entstehungszeiträumen diesen Stadtraum. Dazu gehören die Siedlungen: Am Stern (Entstehungszeit 1970-1979), Drewitz (Entstehungszeit 1986-1991) sowie das Kirchsteigfeld (Entstehungszeit 1994-1998).
Zwischen diesen Wohngebieten, in denen rund 30.000 Einwohner leben, befinden sich dörfliche Restlagen (Drewitz Dorf), öffentliche Grün- und Landschaftsteile (z.B. Parforceheide), übergeord­nete Verkehrstrassen (Nuthestraße) sowie großflächige Einkaufszentren (Stern-Zentrum, Porta-Möbelmarkt).

Das ca. 37 ha große Plangebiet wird begrenzt durch

  • Nuthestraße, Stern-Center, Wohngebiet Am Stern im Norden
  • Wohngebiet Kirchsteigfeld im Süden
  • Naherholungsgebiet Parforceheide, BAB A 115 im Osten
  • die Dorflage Drewitz, Nuthewiesen im Westen.


Durch die mittige Lage der Konrad-Wolf-Allee werden die beiden nördlich und südlich gelegenen Siedlungsteilflächen von Drewitz zentral erschlossen (Tram, Bus, IV).

Geschichte

Mit dem Jahr 1228 zählt Drewitz zu den ältesten im Teltow erwähnten Orten. Das alte Angerdorf Drewitz liegt mit seinem Kern, einer 1725 erbauten Kirche und dem Friedhof, an der Straße Alt Drewitz und zieht sich an den Nuthewiesen entlang. Aus den Wäldern um Drewitz ist die heutige Parforceheide entstanden. 1729 ließ der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. in der Parforceheide rund einhundert Quadratkilometer für die Parfocejagd herrichten. Es entstand ein zentraler Platz, der Stern. Eines der von dort abzweigenden Gestelle, die Stern-Straße, bildet heute die nordwestliche Abgrenzung des Wohngebietes.
Das ehemalige Dorf Drewitz gehört seit 1939 als Ortsteil zur Potsdam. In den Neubauvierteln Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld hat sich die Bevölkerungszahl dieser Potsdamer Region in der jüngeren Geschichte mehr als verdoppelt. Von übergeordneter Bedeutung für den Stadtraum ist das zwischen 1994 und 1998 entstandene nördlich des Wohngebiets gelegene Einkaufszentrum Stern-Center. Die Heterogenität in der Nutzungs- und Bebauungsstruktur des Stadtteils und seines Umfelds wird durch den angrenzenden, im letzten Jahr fertiggestellten Möbelmarkt noch verstärkt.

Siedlungsstruktur und Wohnen

Das ca. 40 ha große Stadtquartier ist durch fünfgeschossige, zumeist mäanderförmige Wohnzeilen gekennzeichnet, deren Innenhöfe in das fußläufige Wegekonzept des gesamten Wohngebietes eingebunden sind. Über die zentrale Erschließungsachse der Konrad-Wolf-Allee mit Fahrbahnen, Stellplätzen und Straßenbahntrasse erfolgt eine deutliche Zäsur in zwei Siedlungsteilgebiete. In den Randbereichen befinden sich die Einrichtungen der sozialen Infrastruktur (u.a. Grundschule, Gymnasium, Seniorenzentrum/Ärztehaus, 3 Kitas) sowie die Versorgungseinrichtungen mit einem wenig genutzten Marktplatz (Ernst-Busch-Platz).
In Drewitz leben heute ca. 5.900 Einwohner in etwa 2.900 Wohneinheiten. Die Wohnge­bäude (bis auf wenige Ausnahmen Mietwohnungen) sind komplett im WBS 70 er­richtet und bieten aufgrund der Gleichartigkeit wenig Identifika­tionsmöglich­keiten. Die Mieten sind im Vergleich zu anderen Stadtteilen relativ niedrig. Der Wohnungsleerstand bewegt sich derzeit um 1%.

Freiraumstruktur

Wesentliche Elemente der Freiraumstruktur des Stadtteils sind die großen Wohnhöfe, mit zumeist geringer Qualität und eingeschränkter Nutzbarkeit (Ausnahme ist der Modellhof Robert-Baberske-Straße). Drewitz besitzt einen hohen Anteil an Freiräumen, die teilweise im letzten Jahrzehnt umgestaltet und aufgewertet wurden (z.B. Fußgängerpromenade „Die Rolle“, Ernst-Busch-Platz). Von besonderer Bedeutung ist die unmittelbare Randlage zum waldartigen Landschaftsraum der Parforceheide mit seinen Angeboten für Freizeit und Naherholung.

Verkehr

Über die Konrad-Wolf-Allee als „Stadtteil-Magistrale“ erfolgt die Anbindung des Wohngebiets an das übergeordnete Straßennetz (Nuthestraße, BAB A 115). Der überdimensionierte Straßenraum mit mehrfacher Barrierewirkung (Fahrbahn, Stellplätze, Tramtrasse) zerschneidet das Wohngebiet und führt zu erheblichen Immissionsbelastungen. Die Konrad-Wolf-Allee besitzt eine Vernetzungsfunktion für den Durchgangsverkehr, die aufgrund des ansonsten vorhandenen Straßennetzes nicht erforderlich ist.
Über ein orthogonales Raster von Wohnstraßen erfolgt die Erschließung der einzelnen Teilräume des Stadtteils. Wohnstiche, die z.T. in die Blockbereiche hineinführen, dienen fast ausschließlich der Stellplatzunterbringung. Als bedeutender historischer Straßenraum verfügt die Sternstraße über eine ortsbildprägende Baumallee.
Mit mehreren Bus- und Straßenbahnlinien in der Konrad-Wolf-Allee bzw. der Sternstraße ist der Stadtteil sehr gut an das ÖPNV-Netz angebunden. Defizite bestehen im südöstlichen Teilbereich mit seinen Schul- und Kitastandorten, die derzeit über keine unmittelbaren ÖPNV-Haltepunkte verfügen.
Das aktuelle Zielnetz des Radverkehrskonzepts führt die Hauptroute 1. Stufe (HR 1) entlang der Konrad-Wolf-Allee. Über Nebenstraßen bestehen Verbindungen zu Nebenrouten in die Parforceheide bzw. dem Stadtteil Am Stern und zu der übergeordneten Stadtachse „Am Stern – Drewitz“.

Einzelhandel und Versorgung

Aufgrund der (fußläufigen) Nähe zu Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Versorgungsschwerpunkten Stern-Center und Havel-Nuthe-Center ist das Stadtgebiet sehr gut mit Einkaufs- und Serviceinrichtungen versorgt. Die Weiterführung des REWE-Marktes mit der angrenzenden Wohngebietsgaststätte im Süden des Stadtteils an der Slatan-Dudow-Straße ist derzeit nicht gesichert.

Demographie und sozialräumliche Situation

Der Stadtteil Drewitz verfügt über eine relativ junge Bewohnerschaft (27% jünger als 29 Jahre). Bei fast einem Drittel der Haushalte handelt es sich um Familien. Mit abnehmender Tendenz sind die Altersgruppen zwischen 30 und 39 Jahren bzw. über 60 in Drewitz zu Hause. Der Anteil der sozial und finanziell eher schwachen Bewohnerschaft wächst. Ein großer Anteil von Haushalten ist Empfänger von Transferleistungen bei gleichzeitig hoher Beschäftigungsrate (z.B. Alleinerziehende und Haushalte, in denen nur ein Erwachsener arbeitet).
Tendenziell lässt sich feststellen, dass die Haushalte in Drewitz kleiner, jünger und einkommensschwächer werden (siehe Wohnungswirtschaftliches Konzept). Die Identifizierung mit dem Stadtteil ist gering.
Mit einem Gymnasium, einer Grundschule und 3 Kitas verfügt Drewitz auch über Einrichtungen mit überörtlicher Funktion. Unzureichend ist die Ausstattung mit Beratungsangeboten und differenzierten sozialen Einrichtungen. Es fehlt an Möglichkeiten, sich zu treffen oder Nachbarschaften zu pflegen.
Unmittelbar nördöstlich des Havel-Nuthe-Centers befinden sich diverse Einrichtungen für Seniorenwohnen und -Pflege.