Montag, 29. August 2016

Wochenbericht aus Sansibar: Neues aus Kikwajuni

Habari motomoto kutoka Kikwajuni, Zanzibar


Öffentliche Räume zwischen den Wohnblocks von Kikwajuni
Diese Woche wollen wir von den Ergebnissen aus unserer Bevölkerungsbefragung in Kikwajuni berichten. Doch zuerst wäre es mal an der Zeit, Kikwajuni genauer vorzustellen.

Kikwajuni kwa Ujerumani (der vollständige Name) ist ein Quartier in Zanzibar-Town, das aus 14 Häuserblocks besteht, die von 1964 bis 1966 von der damaligen DDR-Regierung am Rande von Stonetown, der historischen UNESCO-Altstadt, erbaut wurde. Die Siedlung wurde in der bekannten Zeilenbauweise mit einem gepflegten öffentlichem Raum zwischen den Blöcken errichtet. Früher gab es einen Supermarkt im Quartier, Straßenbeleuchtung und einen Spielplatz. Den älteren Bewohnern zufolge war es ein gutes Leben mit vielen Annehmlichkeiten dort.

Unser Ziel ist es, Maßnahmen nach den Bedürfnissen und Wünschen der Bevölkerung für eine zukünftige Entwicklung Kikwajunis herauszuarbeiten. Um an diese Bedürfnisse und Wünsche heranzukommen, haben wir in der vergangenen Woche insgesamt 84 Bewohnende aller Altersgruppen in Kikwajuni befragt.

Blick auf Kikwajuni kwa Ujerumani
Die Lebenssituation, die vor 50 Jahren herrschte, hat sich bis heute stark verändert, wie uns die Bevölkerung berichtet. Eine Komplettsanierung gab es seit der Errichtung der Siedlung nicht. Nun gibt es Probleme mit den Flachdächern, durch die Wasser in die Gebäudesubstanz sickert. Viele Haushalte haben deshalb innerhalb ihrer Wohnungen bereits Renovierungen vorgenommen. Für ist nachvollziehbar, dass 80 Prozent der Befragten eine Renovierung als die dringlichste Verbesserungsmaßnahme ansehen.

Darüber hinaus spielt das Thema Wasserversorgung eine wichtige Rolle. Die vor 50 Jahren eingesetzten Rohre und Leitungen sind längst zu alt. Zudem leben deutlich mehr Menschen im Viertel als damals. Dies führt dazu, dass nicht allen Haushalten ausreichend Wasser zur Verfügung steht, und diese sich stattdessen selbst um die Wasserversorgung kümmern müssen. Auch hier wünscht sich die Hälfte der Bevölkerung dringend Verbesserungsmaßnahmen.

ASA-Team im Gespräch mit Bewohnern am Mnazi Mmoja Platz
Früher gab es einen Spielplatz innerhalb Kikwajunis. Wie wir erfuhren, existiert dieser leider nicht mehr, weshalb die Kinder sich den öffentlichen Raum als Spielfläche aneignen. Viele der befragten Kinder haben als eine ihrer ersten Prioritäten deshalb einen Spielplatz genannt. Doch auch die Erwachsenen wünschen sich innerhalb des Viertels eine Spielmöglichkeit für die Kinder.

Einige der Befragten nannten hier auch die Sicherheit als einen Grund, was uns gut zum nächsten Thema – Straßenbeleuchtung – überleiten lässt. Grundsätzlich fühlen sich die Bewohner nicht unsicher, die nicht funktionierende Straßenbeleuchtung wird aber von knapp der Hälfte der Befragten als Unsicherheitsfaktor benannt.

Zu guter Letzt hat knapp ein Viertel der Befragten die Themen Müll und Müllentsorgung sowie das Aussehen des öffentlichen Raumes als verbesserungswürdig eingestuft. Ihrem Empfinden nach liegt insgesamt zu viel Müll herum. Allerdings haben sich die Bewohner den öffentlichen Raum teils privat angeeignet, beispielsweise indem sie dort Hühnergehege aufstellen, Bananen und andere Nutzpflanzen anbauen sowie kleine Garagen oder Lagerräume ohne Genehmigung errichten.

Unser Fokus für die nächsten Wochen könnte auf dem öffentlichen Raum und seiner möglichen Neugestaltung liegen, verbunden mit der Frage: Wie kann er unter Einbeziehung der Bevölkerung und anderer Akteure umgestaltet werden? An dieser Stelle können für uns die Erfahrungen und Tipps aus Drewitz von großer Bedeutung sein.

Auch wenn die Themen Gebäudesanierung und Wasserversorgung häufig als dringlich eingestuft wurden, können wir dort aufgrund ihrer Komplexität nur schwer ansetzen. Die Verantwortlichkeiten, Kompetenzen, baulichen Gegebenheiten und nicht zuletzt die finanziellen Mittel sind viel zu umfangreich, als dass wir in der Kürze der Zeit, die uns hier auf Zanzibar zur Verfügung steht, dafür Maßnahmen entwickeln könnten. Für die Stadtverwaltung können unsere Erhebungen womöglich trotzdem hilfreich sein.

Linda und Michael