Mittwoch, 14. März 2018

Einkaufen im eigenen Stadtteil ist Klimaschutz

von Dr. Thomas Hartmann

Kennen Sie den Erdüberlastungstag? An diesem Tag ist es für die gesamte Weltbevölkerung so weit: Sie hatte alles gerodet, gegessen und verschmutzt, was ihr für das laufende Jahr zustand. Der Rest bis zum Jahresende kommt obendrauf. Das bedeutet: Überfischte Meere, Artensterben, Erosion fruchtbarer Böden, Gift in Wasser, Boden und Luft, Klimawandel. Und damit auch: Hunger, Hochwasser, Dürren und andere Katastrophen. Im vergangenen Jahr war dieser Tag am 8. August.

Deutschland hatte sein ökologisches Länderkonto für 2017 bereits am 24. April überzogen. Würden alle Menschen so leben und wirtschaften wie die Deutschen, wären drei Erden notwendig, um den Bedarf an Ressourcen zu decken, errechneten Umweltschützer. Die Berechnungen zum Erdüberlastungstag gehen auf das Konzept des ökologischen Fußabdrucks zurück. Ihren eigenen Fußabdruck können Sie übrigens unter www.fussabdruck.de berechnen.

In Deutschland wird in den privaten Haushalten mit Abstand am meisten Energie für das Heizen der Wohnungen und für den Kraft stoffverbrauch der privaten Kraftfahrzeuge verbraucht. Danach folgen bei Energieverbrauch und Treibhausgas-Emissionen die in den Haushalten vorhandenen Produkte, wie Geräte und Unterhaltungselektronik, Kleidung und Möbel, und der Verbrauchsbereich Ernährung/Lebensmittel. Außerdem benötigen Dienstleistungen – von Hotels und Gaststätten, Kultur, Sport, Medien und Gesundheitsdienstleistungen – eine Menge Energie.

Haushalte können in den Bereichen Wohnen und Verkehr am meisten Energie einsparen und damit zum Umweltschutz beitragen. Zudem kann neben der Energie auch Geld gespart werden. Energieeinsparungen im Wohnbereich werden zum einen durch gute Dämmung und technische Sanierung und zum anderen durch richtiges Heizen und Lüften erreicht. Daher spielt auch das Verhalten der Bewohner*innen eine zentrale Rolle.

In der Gartenstadt Drewitz wurden und werden die Häuser energetisch saniert, d.h. die Wohnungswirtschaft tut viel, um Energie einzusparen. Sie können als Bewohner*innen und Nutzer*innen der Gebäude und des Quartiers Ihren Teil beitragen. In der Stadtteilzeitung
SternDrewitz, den Mieterzeitungen und hier auf dem Blog werden Sie regelmäßig und ausführlich über Energiesparmöglichkeiten durch richtiges Heizen und Lüften informiert.

Auch im Energieverbrauch durch Verkehr dürfte die Gartenstadt Drewitz gut abschneiden. Weniger Drewitzer als der Potsdamer Durchschnitt besitzen ein Auto. Das liegt nicht unbedingt am ausgeprägten Umweltbewusstsein, sondern sicherlich auch am knappen Geld. Der Vorteil der Gartenstadt Drewitz ist, dass sowohl Straßenbahnen als auch Busse fahren, mit denen die Innenstadt und die S- und Regionalbahn gut zu erreichen sind. Und ganz wichtig: Die allermeisten Drewitzer*innen sind nicht gezwungen, ins Auto zu steigen, um einzukaufen.

Foto: Miriam Labuske
In der Gartenstadt Drewitz sind fußläufig viele Geschäfte und Dienstleister zu erreichen, die (fast) alles bieten, was der Mensch so braucht. Lebensmittel, Möbel für Wohnung, Balkon und Garten,
Matratzen und Bettwäsche, Blumen zum selbst erfreuen und als Geschenk, Haushaltswaren, Zeitungen und Journale, Heilmittel und Medikamente sowie Futter und Zubehör für das Haustier
finden Sie im Havel-Nuthe-Center. Aber auch Dienstleister, vom Friseur, dem Kosmetiksalon, dem Nagelstudie bis zum Café und außerdem Ärzte, Pflegeeinrichtungen, Physiotherapie, Fitnessstudio und Logopädie sind dort erreichbar.

Auf der Konrad-Wolf-Allee, wo sich die GEWOBA und die Sparkasse befinden, siedeln sich neue Geschäfte und Dienstleister an wie eine Änderungsschneiderei, ein Kosmetikstudio und ein Tattoo-Studio sowie ein Atelier für Fotografie und Videografie. Weiterhin gibt es drei Restaurants und einige Imbissstände.

Fast alle diese Läden und Dienstleister im HNC und an der Konrad-Wolf-Allee sind inhabergeführt. Das bedeutet, dass die Besitzer*innen ihre eigenen Läden betreiben und auch in ihren eigenen Läden arbeiten. Anders als bei großen Ladenketten, bei denen Entscheidungen weit entfernt fallen und dorthin auch die Gewinne fließen, wird so ein Teil des Geldes in den anderen Läden im Quartier ausgegeben. Diese haben dann mehr Umsatz und können dies wiederum im Stadtteil ausgeben oder jemanden neu einstellen. Wenn das Geld im Stadtteil erwirtschaftet, verdient und ausgegeben wird, und wenn so auch Arbeitsplätze entstehen, nennt man das „lokale Ökonomie“.

Eine funktionierende lokale Ökonomie ist gut für einen Stadtteil. Es bedeutet auch eine große Kundennähe. Ladeninhaber*innen sind über ihre Waren informiert, sie können gut beraten und auf Kundenwünsche eingehen. Nicht zuletzt sind diese Geschäfte auch Orte der Begegnung, der Kommunikation. Der Zusammenhalt und damit auch die Qualität eines Stadtteils basieren wesentlich auf persönlicher Begegnung, auf dem Austausch an Informationen, auf dem Wissen, was im Stadtteil passiert, was es Neues gibt, wo man bei Bedarf Unterstützung findet. Alle diese Vorteile brauchen Orte, wie sie die lokalen Geschäfte und Dienstleister bieten.

Dr. rer. nat. Thomas Hartmann ist Dipl. Biologe und seit 2002 Geschäftsführer der tamen. GmbH. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die Personal- und Organisationsentwicklung, die wissenschaftliche Begleitung und Evaluationen und die Beratung und Unterstützung von Lernen in Entwicklungsprozessen. Dieser Beitrag erschien in der 58. Ausgabe der "SternDrewitz", der Stadtteilzeitung AmStern/Drewitz (Februar 2018).