Dienstag, 6. November 2018

"Diese Verbesserung spiegelt sich auch bei den Kindern wieder"

Am Donnerstag wird nicht nur die Grundschule „Am Priesterweg“ 30. Gleichzeitig feiert die Stadtteilschule Drewitz ihren 5. Geburtstag. „Wohnen in Potsdam“ fragte Schulleiterin Elvira Eichelbaum und ProPotsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael-Westphal, ob sich ihre Intentionen und Erwartungen für den Stadtteil erfüllt haben.

Der Eingang der Stadtteilschule Drewitz. Am Donnerstag wird
hier großes Jubiläum gefeiert. Foto: Miriam Labuske
Frau Eichelbaum, Herr Westphal, Sie haben beide wesentlich dazu beigetragen, dass die Stadtteilschule Drewitz entstanden ist. Was waren Ihre Intentionen, Frau Eichelbaum, Sie aus Sicht der Schule, und Herr Westphal, Sie aus Sicht der Wohnungswirtschaft?

Jörn-Michael Westphal: Als wir damit begonnen haben, für Drewitz die ersten grundsätzlichen Überlegungen anzustellen, um den Stadtteil zur Gartenstadt zu entwickeln, standen wir auch mit Frau Eichelbaum in Kontakt. Sie erzählte uns damals von den alltäglichen Herausforderungen in der Grundschule „Am Priesterweg“.

Wie sahen diese aus?

Elvira Eichelbaum: Das war sehr vielschichtig. Als Lehrerkollegium waren wir konfrontiert mit aggressiven Kindern, die sich regelmäßig prügelten. Erzieherische und auch Ordnungsmaßnahmen halfen nichts, denn die Ursache war, dass die Kinder echte Sorgen hatten, die sie mit in die Schule nahmen.

Westphal: Frau Eichelbaum machte uns darauf arufmerksam, dass es dringende Handlungsbedarfe an der Schule gab, die auch uns als Wohnungsunternehmen betrafen. Diese Bedarfe hingen eng mit der Art und Weise zusammen, wie wir bzw. die Stadt die Belegung des Stadtteilt organisiert hatte. Wir haben festgestellt, dass das Einzugsgebiet der Schule nicht mehr eine durchmischte Bevölkerungsstruktur aufwies. Dies spiegelte sich auch in der Zusammensetzung der Schulklassen wider.

Eichelbaum: Hinzu kam noch der Zustand des Schulgebäudes. Das Haus wurde ursprünglich nicht für eine Grundschule, sondern für eine Polytechnische Oberschule gebaut. Die Räume waren somit nicht wirklich für Schulanfänger geeignet. Nach all den Jahren war auch die Bausubstanz marode und eine Sanierung dringend erforderlich. Wir haben uns an die Stadtverwaltung und Wohnungswirtschaft gewandt und ihnen vom Alltag in der Schule berichtet.

Westphal: Beim Szenarioworkshop zur weiteren Entwicklung des Stadtteils im Jahr 2009 wurde  allen Beteiligten klar, dass die Schule ein ganz wichtiger Faktor im Wohngebiet ist. Ich habe Frau Eichelbaum, damals wahrgenommen als starke Stimme der Kinder in der Stadtteilentwicklung. Das ist sie noch heute. Dass aus der Konrad-Wolf-Allee mit ihren vielen Stellplätzen ein Park mit Aufenthaltsqualität und Spielmöglichkeiten für Kinder wurde, ist auch ein Verdienst von Frau Eichelbaum.

Wie ist dann die Idee zur Stadtteilschule entstanden?

Eichelbaum: Uns als Lehrerkollegium war klar, dass wir die Probleme in der Schule nicht allein bewältigen können. Hier mussten ganz viele ran und mit viele meine ich Akteure aus dem Stadtteil. So hatten wir die Idee, eine Stadtteilschule einzurichten.

Westphal: Aber was ist eigentlich eine Stadtteilschule? Im Zuge dieser Frage haben wir festgestellt, dass jeder andere Vorstellungen hatte. In einem zweiten Szenarioworkshop in 2011 mit Akteuren aus dem Wohngebiet haben wird dann herausgearbeitet, dass eine Stadtteilschule eine Grundschule mit integriertem Begegnungshaus ist. Das war damals Neuland, das wir betreten wollten. Ein Dorf oder eine Kleinstadt lebt davon, dass es ein Gemeindehaus gibt, wo sich die Einwohner treffen und begegnen können. Das Gleiche gilt für Drewitz. Für den Stadtteil war es wichtig, dass Räumlichkeiten für Begegnungen vorhanden sind und da bot sich eine Grundschule natürlich hervorragend an.

5 Jahre später. Haben Sich ihre Intentionen und Erwartungen erfüllt?


Eichelbaum: Ganz klar, ja! Schon als die Schule saniert, umgebaut und eröffnet wurde, wussten wir, dass hier alles anders wird. Hier konnten wir den Kindern ganz andere Angebote machen, auch zusammen mit anderen Partnern, Vereinen und Institutionen. Genau diese Unterstützung haben wir gebraucht. Diese Verbesserung spiegelt sich auch bei den Kindern wider. Es gibt längst nicht mehr diese Aggressionen wie damals. Die Kinder sind sehr offen geworden, neugierig und zeigen gern, was sie alles können. Auch die Eltern identifizieren sich jetzt mehr mit der Schule.

Westphal: Betrachtet man den ganzen Stadtteil, muss man schon sagen, dass sich ganz Drewitz  verändert hat, auch wenn noch nicht alle Wohnungen saniert sind. Mit der Gestaltung des Parks und des Grünen Kreuzes, mit der Sanierung der Grundschule und der Eröffnung der Stadtteilschule sind sichtbare Veränderungen eingetreten. Sie geben dem Stadtteil auch ein neues Image. Wir bemerken dies auch bei vielen Potsdamern, die Drewitz mit sehr viel Aufmerksamkeit betrachten und als Vorbildprojekt für andere Stadtteile benennen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Stadtteilschule?

Westphal: Zunächst sollte man das, was erfolgreich läuft, fortführen und auch weiter stärken. Dazu gehört zum Beispiel die Umweltbildung an der Schule, die maßgeblich für den guten Ruf der Priesterweg-Grundschule sorgt. Das Thema Integration sollte in der Stadtteilschule noch verstärkt angegangen werden.

Eichelbaum: Von meiner Seite her möchte ich sagen, dass wir uns als Schule sehr wohl in der Gartenstadt fühlen und allen Unterstützern dnaken, die uns auf diesem Wege begleitet haben und noch begleiten. Ich wünsche der Schule, dass Sie noch lange so bestehen wird. Ich wünsche den Lehrern Ausdauer und Kraft. Es ist auch wichtig, dass die Akteure im Stadtteil weiterhin in Kontakt stehen, dass man über Probleme redet und sie klärt.

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Mehr zum Jubiläum am 8. November erfahren Sie hier.