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Symbolfoto: Ferdinand Herndler/Pixabay
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Die Stadtverwaltung hat kürzlich den ersten Armutsbericht
für die Landeshauptstadt Potsdam veröffentlicht. Das Fazit der Untersuchungen: Die
Armutsgefährdungsquote in Höhe von 15 Prozent liegt zwar etwas über dem
landesweiten Durchschnitt von 14,5 Prozent, im Bundesdurchschnitt liegt laut
aktuellem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverband die
Armutsgefährdungsquote mit 16,6 Prozent jedoch um einiges höher, sagte Potsdams
Sozialbeigeordnete Brigitte Meier bei der Vorstellung des Papiers. Als
armutsgefährdet gilt demnach, wer ein monatliches Nettoeinkommen unter 1.120
Euro hat.
Lediglich im SGB II hat Potsdam höhere Werte als Land und
Bund. Die Überschuldungsquote hingegen war in Potsdam niedriger als im
landesweiten und bundesweiten Durchschnitt. In Bezug auf die Kaufkraft, welche
fortlaufend über dem Landes-, aber unter dem Bundesniveau lag, zeigt sich, dass
es hier immer noch einen Aufholbedarf insbesondere mit Blick auf die alten
Bundesländer zu geben scheint.
Der Bericht macht jedoch auch deutlich, dass die
Armutssituation in Potsdam einerseits räumlich ungleich verteilt ist:
Insbesondere der Sozialraum „VI Schlaatz, Waldstadt I und II, Potsdam Süd“ hat
in Bezug auf viele im Bericht dargestellte Indikatoren des Leistungsbezugs die
höchsten Quoten. Zudem ist Armut in der Potsdamer Bevölkerung ungleich
verteilt: Der Bericht macht deutlich, dass vor allem Alleinerziehende, Menschen
ohne Arbeit, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung
ein erhöhtes Armutsrisiko haben.
Im sogenannten Sozialraum V, der die Stadtteile Stern,
Drewitz und Kirchsteigfeld umfasst, sind laut des Armutsberichts 16 Prozent der
Menschen armutsgefährdet. Das ist ein Prozentpunkt mehr als im gesamten
Stadtgebiet. In den drei Stadtteilen sind 66 von 1.000 Einwohnern im
erwerbsfähigen Alter arbeitslos, elf Prozent beziehen Hartz IV, rund ein Prozent
Grundsicherung aufgrund von Erwerbsminderung sowie drei Prozent Grundsicherung
im Alter. Das Medianeinkommen im Bereich Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld
liegt mit 1.648 Euro pro Kopf im unteren Bereich der sechs Sozialräume. 16
Prozent der Menschen im Sozialraum V müssen mehr als 40 Prozent ihres
Einkommens für die Miete aufwenden. Etwa jede*r fünfte Einwohner*in in den drei
Stadtteilen erhält Wohngeld.
In dem Bericht wurden zudem so genannte Handlungsfelder
(Kinderarmut, Altersarmut, Wohnen, Gesundheit, Arbeit und Beschäftigung,
Armutsbekämpfung und Sensibilisierung, Soziale Teilhabe sowie Bildung)
identifiziert, in denen kommunales Handeln notwendig wird. Nun soll dafür ein Maßnahmenplan
erarbeitet werden inklusive der Kosten, die auf die Stadt damit zukommen.
„Das Hauptaugenmerk sollte insbesondere auf der Bekämpfung
von Kinder- und Altersarmut liegen“, so Beigeordnete Brigitte Meier. Aufgrund
der aktuell stark steigenden Lebenshaltungskosten sei davon auszugehen, dass
das Armutsrisiko weiter steigen wird. Die kommunalen Auswirkungen der
Inflationskrise zu bekämpfen, werde daher eine der wichtigsten
sozialpolitischen Aufgaben der nächsten Zeit sein.